Der Auerbacher Bahnhof im Modell

29. April 2019

Fotos vom Bahnhof (Wikimedia Commons)

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Bei der Ausstellung vom 25.-28.4.2019 war ein Modell des Auerbacher Bahnhofs zu sehen, das Uwe Finn mit viel Detailarbeit erstellt hat. Das Modell zeigt außerdem die längst nicht mehr vorhandene Güterhalle, die Alexander Schüssler im Modellformat erstellt hat.

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Bericht über die Ausstellung vom 25.-28.4.2019 vom Bergsträßer Anzeiger

27. April 2019

Neues Konzept für Auerbacher Ausstellung

AUERBACH. Sie sind, so Bürgermeister Rolf Richter, „die Chronisten und das Gesicht von Auerbach“, denn sie machen die Geschichte des Stadtteils erlebbar und dokumentieren dessen Entwicklung. Eine Arbeit, die vom städtischen Archiv in dieser Form nicht leistbar wäre, weswegen die Arbeit der Bensheimer Stadtteildokumentationen für den Rathauschef auch so wichtig ist.

Geleistet wird sie von Bürgern, die sich ehrenamtlich engagieren und in ihrer Freizeit die Geschichte ihres Stadtteils bis zum aktuellen Stand bearbeiten. Sie tun das nicht für sich im stillen Kämmerlein, sondern dokumentieren ihre Arbeit mit interessanten Ausstellungen. Zu den aktivsten Arbeitskreisen unter den Stadtteildokumentationen zählen Auerbach und Hochstädten, die jährlich mit einer Ausstellung an die Öffentlichkeit gehen.

Auerbach macht im Jahresverlauf den Anfang und liefert an diesem Wochenende wieder interessante Einblicke in das Auerbach von gestern und heute. Erstmals bedient sich die Stadtteildokumentation dabei der modernen Technik und präsentiert ihre zusammengetragenen Dokumentationen im neuen Format.

Bilder und informative Texte wurden digital aufbereitet und auf großen Plakaten anschaulich präsentiert. Premiere dieses neuen Ausstellungskonzeptes war im vergangenen November mit der Ausstellung der Stadtteildokumentation Hochstädten. Für die Heimatkundler in den Stadtteilen bringt das viele Vorteile, die sich vor allem beim Auf- und Abbau der Ausstellung bemerkbar machen. „Bisher waren wir damit einen ganzen Tag beschäftigt, heute waren wir in einer Stunde fertig“, stellt Heide Kilian am Rande der Ausstellungseröffnung am Donnerstag im Bürgerhaus Kronepark fest.

Aber nicht nur für Ortsvorsteher Robert Schlappner ist die neue Darstellung gewöhnungsbedürftig, denn früher nahmen die beidseitig mit Fotos bestückten Tafeln mehr Raum ein, während diesmal die 15 Tafeln am Rand des Raumes aufgestellt sind und deutlich weniger Platz benötigen. So gab es den einen oder anderen treuen Ausstellungsbesucher, der auf der Rückseite der Tafeln nach weiteren Dokumenten suchte, und sich wunderte, dass die Tafeln so nah an der Fensterfront standen.

Schlappner betonte die Vorteile des neuen Präsentationskonzeptes und dachte in seinem Grußwort bereits an das bevorstehende Bachgassenfest, in dessen Rahmen wieder ein Neubürgerempfang geplant ist, bei dem die aktuelle Ausstellung schnell und unkompliziert eingebunden werden könnte. Zumal mit dem „Lauf des Bachs in Auerbach“ – eines der insgesamt vier Ausstellungsthemen – ein ganz aktueller Bezug zum Bachgassenfest gegeben sei.

Ganz bewusst war bei der Betitelung dieses Themas auf die Bezeichnung des Gewässers verzichtet worden, denn dafür gibt es keine einheitliche Regelung. Während Stadtrat Hans Seibert in seiner Schulzeit nur von der „Auer“ gehört habe, ist Robert Schlappner aus der Schulzeit dagegen der „Mühlbach“ bekannt. Aber wer will schon vom „Mühlbacher Fürstenlager“ oder „Mühlbacher Schloss“ sprechen, bezieht sich Seibert lieber auf den Namen des Stadtteils.

So ist der im Lorscher Codex erste namentlich bekannte Auerbacher ein „Hermann in Urbach“ – und Urbach ist oder war unter anderem der Name von Gewässern. Schaut man sich im Internet die Bachgasse auf der Karte an, ist da immer nur vom Ziegelbach die Rede. Recherchiert wurde von der Stadtteildokumentation die Vermessung der Gemarkungen in den Jahren 1840 bis 1849. Dabei wurde der obere Teil von der Quelle oberhalb Hochstädtens bis zur alten Bergstraße (heute B 3) als „Mühlbach“ und der anschließende Teil bis zur Einmündung in den Mühlbach in der westlichen Gemarkung als „Ziegelbach“ bezeichnet. Im Sprachgebrauch der Auerbacher ist der Bachlauf in der Bachgasse aber die „Auer“.

Für den gebürtigen Auerbacher Hans Seibert war die Ausstellungseröffnung am Donnerstag eine willkommene Gelegenheit für einen kurzen Ausflug in Kindheitstage, als der oder die Bach beliebter Spielplatz und Ort der ersten Schwimm- und Tauchversuche war. Auch erinnerte er an das erste Bachgassenfest 1987 anlässlich des erfolgreichen Um- und Ausbaus der Bachgasse mit dem neuen Bachlauf, wie er sich seither zeigt.

BOTANISCHE KOSTBARKEITEN VON GURKEN-MAGNOLIE BIS TASCHENTUCHBAUM

Eintauchen können die Ausstellungsbesucher auch in die Welt der „Botanischen Kostbarkeiten im Fürstenlager“. Denn der Staatspark bietet neben dem weithin bekannten Mammutbaum auf der Herrenwiese, der auch die Einladungskarte zur Ausstellung ziert, noch viele eher unbekannte Exoten.

49 Exemplare wurden per Foto festgehalten, darunter auch die Gurken-Magnolie, der Perückenstrauch, die amerikanische Gleditschie oder der Taschentuchbaum. Dank der neuen Darstellungsform können die botanischen Kostbarkeiten ihrem jeweiligen Standort zugeordnet werden.

Sehr interessant sind die Luftbilder aus den Jahren 1960 bis 1965, die der Fotograf Günther Hohenschild aus einem Sportflugzeug aufgenommen hat. Die Aufnahmen, die mit aktuellen Luftbildaufnahmen ergänzt wurden, geben einen interessanten Blick von oben auf Auerbach und zeigen die ersten Besiedelungen westlich der Bundesstraße.

Ein Ausblick auf ein Schwerpunktthema der kommenden Ausstellung ist ebenfalls im Bürgerhaus zu sehen. Ausgestellt ist ein Modell des Auerbacher Bahnhofs, das Uwe Finn mit viel Detailarbeit erstellt hat. Das Modell zeigt außerdem die längst nicht mehr vorhandene Güterhalle, die Alexander Schüssler im Modellformat erstellt hat. Zur Ausstellungseröffnung im Bürgerhaus hatte Hans Seibert neben Bürgermeister Rolf Richter und politischen Vertretern aus Stadtverordnetenversammlung und Ortsbeirat auch die Vertreter der Stadtteildokumentationen aus Zell, Fehlheim, Schönberg und Hochstädten sowie den bei der Stadt für die Stadtteildokumentationen zuständigen Thomas Herborn begrüßen können. Auch Dieter Krieger vom Designbüro Bär + Krieger, das die neue Gestaltungsform umgesetzt hat, war vor Ort.

© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 27.04.2019

Wikipedialinks von der Stadtteildokumentation. Fotos der Ausstellung werden in Kürze hier im Blog erscheinen.


Ausstellung vom 25. – 28. April 2019

20. März 2019

Einladung zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, d. 25.4. um 18:00 Uhr im Bürgerhaus Kronepark. 

Öffnungszeiten: Freitag 26. und Samstag 27.4. 14 – 18 Uhr, Sonntag 28.4.  10-18 Uhr

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rechts: Mammutbaum im Fürstenlager (Haydin)

Zum Inhalt der Ausstellung:

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Historischer Weinbau in Auerbach

1. Mai 2018

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Ausstellung April 2018

27. April 2018

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Hannelore Volk: Das Hotel „Bergstraße“ in [Bensheim-]Auerbach, das spätere „Hotel Weigold“

13. Januar 2017

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Zuerst veröffentlicht in: Mitteilungen des Museumsvereins Bensheim e.V. Verein für Regionalgeschichte und Denkmalpflege Nr.75 1. Halbjahr 2017


125 Jahre Feuerwehr: Früher und heute

17. November 2015

JUBILÄUM: Interessanter Vortrag von Andreas Brückmann

Knüpft die Feuerwehr von heute an die Traditionen vor 125 Jahren an – oder hat die Organisation mit ihrem Vorgänger so viele Gemeinsamkeiten wie Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Otto von Bismarck, Reichskanzler des Deutschen Kaiserreiches? Andreas Brückmann, junger Feuerwehrmann, spürte der Chronik nach, und durchforstete alte Akten und Protokolle, um ein Bild der Institution zu entwerfen. Die Ergebnisse stellte er zu einer Präsentation zusammen, die bewies, wie spannend Geschichte sein kann, wenn einzelne Knoten zu einem großen Ganzen gebunden werden. Er füllte die Zeit von 1890 bis 2015 mit markanten Eckpunkten, die durchaus eine Kontinuität erkennen lassen.

Mit vereinten Kräften

Der Brandschutz in Auerbach war schon immer eine Gemeinschaftsaufgabe aller Bürger. Wenn es brannte, wurde mit vereinten Kräften gelöscht. Schon 1840, 50 Jahre vor der Geburt des Feuerwehrvereins, wurde in Auerbach eine Feuerspritze eingesetzt. Die Anfänge des Brandschutzes in Auerbach (Link zu einer pdf-Datei von Andreas Brückmann) Im Laufe der Zeit machten sich Bestrebungen breit, die Aufgabe in feste Strukturen zu fassen. 1882 gab es einen ersten Versuch zu einer Vereinsgründung, der allerdings versandete. 1890 folgte ein weiterer, der jetzt aber in die Gründung der Turner-Feuerwehr mündete. Die ersten Einsätze (Link zu einer pdf-Datei von Andreas Brückmann) Dass sich Feuerwehren aus Sportvereinen heraus bildeten, war laut Brückmann nichts Ungewöhnliches. Die Mitglieder brachten eine gewisse sportliche Fitness ein, ein Kriterium, das der Referent auch in der heutigen Wehr wiedererkennt. Wer etwa Atemschutzgeräteträger ist, kennt die Strapazen.

Gründung: 5. Juli 1890

Die Gründung der Feuerwehr in Auerbach (Link zu einer pdf-Datei von Andreas Brückmann) Andreas Brückmann legte eine Geburtsurkunde des Vereins vor: Das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 5. Juli 1890. 1892 berichtete der BA von einem Umzug der Wehr in „kleidsamer Uniform“, die durch eine Christbaumverlosung finanziert wurde. Die Stunde 0 (Link zu einer pdf-Datei von Andreas Brückmann) Eine Parallele zur Gegenwart: Auch heute sei die Feuerwehr bestrebt, durch Engagement, durch Veranstaltungen und Spenden Gelder zu erwirtschaften, um in die eigenen Arbeitsbedingungen investieren zu können. Gegenwart (Link zu einer pdf-Datei von Andreas Brückmann)

Dass sich trotz aller Kontinuität im Zeitalter der Neuen Medien vieles verändert hat, steht auFeuerwehr Ehrung 2015ßer Frage. Der Referent markierte in seinem interessanten Vortrag die roten Fäden, die als Konstante die 125 Jahre durchziehen: „Die Kameradschaft innerhalb der Feuerwehr, die Hilfsbereitschaft für andere, ein hohes Engagement und ein gutes Gespür für eine Balance zwischen Tradition und Modernität.“ moni © Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 17.11.2015


Anfänge des Brandschutzes in Auerbach

13. Juni 2015

Die Anfänge des Brandschutzes in Auerbach (pdf)

Die Gründung der Feuerwehr in Auerbach (pdf)

(Aus einer Ausstellung zur Geschichte der freiwilligen Feuerwehr in Bensheim Auerbach von Andreas Brückmann)


„Bachgasse im Wandel“ Ausstellung der Stadtteildokumentation Auerbach 16.-19. April 2015

17. April 2015

Stadtteildoku

Einführung in die Ausstellung

1910 war die Bachgasse die „Einkaufsmeile“ Auerbachs. Dort gab es u.a. eine ganze Reihe von Metzgereien, viele, viele Biobauern und sogar schon zwei Fahrradläden.

Da ist vor allem ein Betrieb aus der Bachgasse 94 zu nennen, der inzwischen schon lange zu groß geworden ist für eine Einkaufsmeile, nämlich die Korkschneiderei Sanner. Schon damals wurden nicht nur Korken für Weinflaschen hergestellt, sondern bald auch Korken für kleine Tablettenröhrchen und auch Exotisches wie Einlagen in Tropenhelme. Als der Betrieb aus der Bachgasse auszog, hatte er schon 27 Mitarbeiter, blieb aber zunächst noch Korkschneiderei. An seinem neuen Standort nahe dem Bahnhof änderte sich das bald. Aber an der Tradition, in großem Umfang Verpackungen für pharmazeutische Produkte herzustellen, hat man festgehalten. Deutlich über hundert Jahre.

Noch älter ist die Freiwillige Feuerwehr Auerbach. Sie verdankt ihre Entstehung dem Turnverein „Gut Heil 1881“, der eine Turnerfeuerwehr gründete, die schon bald als eigenständige Feuerwehr arbeitete. Dieses Jahr kann sie ihr 125jähriges Jubiläum feiern. (Die Schnellrechner kommen also auf 1890 als Gründungsdatum.)

Über einen Bereich ihrer Tätigkeit kann man sich schon in unserer Ausstellung informieren, nämlich über ihre Einsätze bei den schweren Hochwassern, die Auerbach und nicht zuletzt die Bachgasse immer wieder heimsuchten.

So war am 25. April 1928 die Bachgasse bis zur Krone hin einen halben Meter hoch mit Schutt, Steinen, Holz und Schlamm bedeckt.

In der Wolfsschlucht wurde ein wahrer Kaventsmann von Stein angeschwemmt, den man noch heute dort sehen kann. Seine Inschrift wurde auf Initiative der Stadtteildokumentation aufgefrischt und er selbst deutlicher in Positur gebracht, damit man auf ihn aufmerksam wird.

Tagelang war die Feuerwehr 1928 rund um die Uhr mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

1931, 1965, 1966 und 1983 kam es wieder zu schweren Überschwemmungen mit örtlich teils noch größeren Verwüstungen als 1928.

Dann wurde der Bach (von 1985 bis 1987) vollständig verdolt. Seitdem gab es keine schweren Hochwasser mehr, und die Feuerwehr kann wieder mehr ihrem Namen gerecht werden und muss nicht immer wieder Großeinsätze als „Wasserwehr“ leisten.

Besonders traditionsreich und weit älter als 125 Jahre ist die Dorfmühle, Bachgasse Nr 71.

Schon 1475 wird sie als „Unterste Mühle“ erwähnt und war schon damals die wichtigste Mühle im Tal. Vielleicht geht sie sogar auf die Bauzeit des Auerbacher Schlosses Mitte des 13. Jahrhunderts zurück.

Jetzt komme ich zur Bachgasse Nr. 60, zum Rats- und Schulhaus.

Man kann sich streiten, welche Aufgabe wichtiger ist, die oberste Verwaltungsspitze oder die Schule. So viel ist freilich sicher. Schon in die zwei Schulsäle des neu errichteten Hauses zogen 300 Schüler ein. Es blieb aber nicht bei 150 Schülern pro Saal – nebenbei gesagt, eine Zahl, die das Herz jedes heutigen Finanzministers höher schlagen ließe. Und deshalb musste das Haus bald aufgestockt werden für zwei neue Säle. Wenn man die Größe der heutigen Schlossbergschule mit der des Rat- und Schulhauses vergleicht, kann man sich denken, welche Erlösung es für Schüler und Lehrer war, als 1911 die Schlossbergschule gebaut wurde.

Der Bürgermeister hatte freilich angesichts der immer steigenden Schülerzahlen schon 1906 anderswo ein Unterkommen gesucht und gefunden und kehrte erst nach dem Schulneubau ins Rathaus zurück.

Ein wichtiger Bestandteil der Auerbacher Bevölkerung waren auch die jüdischen Familien. Sie hatten sogar eine eigene Schule, in der mit Sicherheit nicht 150 Schüler und Schülerinnen pro Klasse saßen.

Die Schule ist abgerissen, aber die Synagoge steht noch und zwar in Bachgasse Nr.30.

Dass sie erhalten ist, verdanken wir zwei Umständen: Zum einen der Tatsache, dass der Vorsteher der jüdischen Gemeinde die Synagoge schon 1934 verpachtet hatte, so dass beim Pogrom von 1938 der Besitzer sich dagegen verwahrte, dass sein Arbeitsplatz abgefackelt werden sollte. Zum anderen aber dem Umstand, dass die Stadt Bensheim, als 1974 die Synagoge abgerissen werden sollte, in der Synagoge ein baugeschichtlich wichtiges Gebäude erkannte und zusammen mit der Hessischen Denkmalpflege für die Außenrenovierung großzügige Mittel zur Verfügung stellte.

Eine andere Erinnerung an die jüdischen Bürger sind die 12 Stolpersteine, die in Auerbach verlegt worden sind. Die Informationen auf den Steinen sind freilich sehr knapp gehalten. Ausführlichere findet man heute in unserer Ausstellung, sonst sind sie auch auf der Homepage des Synagogenvereins zu finden.

Zu den jüdischen Familien zählte auch ein Zweig der Familie Rothschild. Leider nicht der Zweig der Großbankiers, sonst wäre Auerbach heute vielleicht Konkurrent von Frankfurt und London. Unser Rothschild beherrschte nicht die Börse, sondern betrieb im Haus Bachgasse 8, das nicht mehr steht, eine Nussdörre.

Die Walnussbäume müssen damals gesünder gewesen sein als heute. Denn allein in der Bachgasse gab es mindestens zwei Nussdörren und im kleinen Hambach sogar drei, wo über Feuern aus Stockholz die Nüsse in großem Stil getrocknet wurden.

Empfehlen möchte ich Ihnen auch, sich über das alte evangelische Pfarrhaus in der Bachgasse Nr.39 zu informieren, an dessen Stelle heute das evangelische Gemeindezentrum steht. Bei dieser Gelegenheit liest sicher mancher auch gern etwas über die Glockenweihe von 1950 in der Bergkirche.

Weit über die Grenzen Auerbachs hinaus bekannt war die „Winzerstube Kaltwasser“, Bachgasse Nr.17.

Als Michael Kaltwasser dort 1891 eine Zapfwirtschaft einrichtete, hieß sie freilich noch so, wie es auch der Heilsarmee gefallen hätte, nämlich „Zum frischen Quell“. Doch Michaels Sohn Fritz Kaltwasser begann dann mit dem Anbau von eigenem Wein und benannte die Gaststätte folgerichtig um in „Winzerstube Kaltwasser“. Jetzt wurde sie so beliebt, dass er bald weitere Weinberge anlegen musste, um den Bedarf mit eigenem Wein befriedigen zu können. Auch heimste er erfolgreich viele Preise für seine Weine ein, doch auch seine anderen kulinarischen Spezialitäten wie Odenwälder Kochkäs, Wurstplatten, Bratwürste und Winzerstubensteaks trugen wesentlich zum Erfolg bei.

Die Gastwirtschaft ist mit wechselnden Betreibern bis heute erhalten geblieben. Doch der Name hat gewechselt, freilich nicht zurück zu „Zum frischen Quell“, sondern Gemütlichkeit verheißend zu „Hansi’s und Lolly’s Stübchen“, das zur Zuflucht für Raucher geworden ist.

Walter Böhme

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Dorfmühle

Bachgasse Auerbach

Die folgenden drei Bilder kann man durch zweimaliges Anklicken so vergrößern, dass die Schrift lesbar wird.

Es handelt sich um den Aufsatz von Hannelore Volk über Pfarrer Karl Leydhecker.IMG_6098_SnapseedIMG_6099_SnapseedIMG_6100_Snapseed


Die alte Darmstädter Straße im neuen Licht

13. April 2014

Große Resonanz auf die zehnte Ausstellung der Stadtteildokumentation im Bürgerhaus Kronepark

Viele Menschen schieben sich an den Stellwänden vorbei, erinnern sich, wundern sich, staunen, diskutieren. Ein Bild, das die Vernissage der Stadtteildokumentation am Donnerstag begleitete. Schon zur Eröffnung der zehnten Ausstellung, die das Team um Hannelore Volk aufgelegt hatte, strömten die Massen ins Bürgerhaus.

Mehr als 400 Dokumente

In über 400 Bildern und Dokumenten spannte sich der geschichtliche Bogen über mehrere Jahrhunderte. Die Initiatoren kramten wieder eine einzigartige Fülle an alten Schätzen aus und füllten sie mit neuem Leben. Gebäude, die schon vor Jahrzehnten der Spitzhacke zum Opfer fielen, Villen, von Metzendorf oder anderen bekannten Architekten konzipiert, größere Unternehmen oder der Krämerladen um die Ecke: Gerade durch die Fülle an Hintergrundinformationen wurde die Vergangenheit greifbar nah.

Die Aha-Erlebnisse vieler Besucher blieben nicht aus. Und so mancher rückte das Bild, das er vom Straßenzug entlang der Darmstädter Straße im Kopf hatte, zurecht. „Ich wusste überhaupt nicht, dass das Seyferth’sche Haus gar nicht der Gemeinde geschenkt, sondern verkauft wurde“, staunten einige.

Von Chinin-Fabrik bis Papierwerk

Im Süden von Auerbach die Chinin-Fabrik der Familie Seyferth, die ein Präparat zur medizinischen Behandlung von Malaria und zum Senken des Fiebers herstellte, und im Norden die Papierfabrik Cepega, auf deren Gelände zuvor Marie-Luise Heuck eine in der Welt des Sports durchaus anerkannte Pferdezucht betrieben hatte.

Auch wenn von ihr die Eselsdame Linchen kam, die oft in Auerbach allein unterwegs war, hier und dort übernachtete, aber immer den Weg zum Stall zurückfand. Marie-Luise Heuck stammte aus der Gründerfamilie der IG-Farben, die seinerzeit das größte Chemieunternehmen der Welt und Vorgänger der Großkonzerne Höchst, Bayer und BASF war. Bei Kriegsbeginn 1939 wurden ihre Pferde enteignet. Ihre Lieblingstiere ließ sie lieber erschießen, als in fremde Hände zu geben.

Nach dem Krieg beabsichtigte sie, ein Reitinstitut zu eröffnen. Dafür bekam sie keine Erlaubnis, verkaufte 1949 das gesamte Anwesen und zog in den Schwarzwald. Carl Günther baute hier das Papierunternehmen auf. Noch in den 90er Jahren beschäftigte er rund 50 Mitarbeiter. Heute ist das Gelände „Im Wolfsgarten“ bebaut.

Zwischen den beiden Betrieben am Eingang und Ausgang von Auerbach pulsierte das Leben. Es reihten sich Handwerk, Brauereien, Gastronomie, Hotellerie und Krämerläden aneinander. Filme liefen dort über die Kinoleinwand, wo heute die leere „Schaufensterhöhle“ des ehemaligen Schlecker-Markts steht. Gleich daneben befand sich die Brauerei Böttinger und ein bisschen weiter nördlich die ehemalige Schmiede, ein Fachwerkhaus mit einem Zugang über schöne Torbögen.

Die Darmstädter Straße als Lebensader des Luftkurortes war vor 60 Jahren noch eine von Linden gesäumte Allee, die sich heute als ein Zusammenwurf von moderner und gewachsener Architektur im Zeichen der Zeit präsentiert. Etliche trauern noch dem „Scharfen Eck“ an der Einmündung Bachgasse nach. Bis hinunter zum Diefenbachweg reihte sich die Geschäftsmeile mit Krämerladen, Bäckerei und Kneipe. All das ist der Spitzhacke zum Opfer gefallen, die mehr Raum für eine breitere B3 schuf.

Hier ist nichts mehr vom Charme vergangenen Zeiten geblieben. Das „Eck Bachgasse“ hatte Karl Kegelmann nach fotografischen Vorlagen in Miniatur rekonstruiert. So wie es früher einmal aussah: Ein mehrere Meter langes Modell von dem Straßenzug, in dem das Fachwerk dominierte. Es wurde zu einem Renner der Ausstellung.

Alteingesessene tauschten ihre Erinnerungen aus, Zugezogene erahnten den Charme, der hier einst geherrscht haben musste. moni

© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 12.04.2014

Besucher bewundern das Modell

Besucher bewundern das Modell

Alte Fotos, Postkarten, Amateurkunst

Alte Fotos, Postkarten, Amateurkunst

Die Ausstellung wurde schon am ersten Abend stark frequentiert.

Die Ausstellung wurde schon am ersten Abend stark frequentiert.

Einmündung Bachgasse

Einmündung Bachgasse (Modell von Karl Kegelmann)

Die alte Schmiede

Die alte Schmiede

Kronehotel 1907

Kronehotel 1907

Die Brücke am Hotel Krone: "Krone-Brück" Das Aquarell von Wilhelm Merck (reproduziert) ist eine Wiedergabe der Auerbacher Örtlichkeit "Partie an der Krone" gemalt 1816. Die ursprüngliche Straßenbrücke an der Krone wurde im Jahr 1773 durch eine Unwetterkatastrophe mit starker Flut niedergerissen.   Da die Brücke für Passage von Postgütern und entbehrlich war, wurde sofort mit den Aufbauarbeiten begonnen.   Der Maler Wilhelm Merck wurde am 27. 8. 1782 als Sohn des Kriegsrats Johann Heinrich Merck und seiner Gattin Luise geb. Chabonnier in Darmstadt geboren. Er malte eine Auswahl von Landschaften, meistens Aquarelle von Darmstadt und der näheren Umgebung und den Odenwald.

Die Brücke am Hotel Krone: „Krone-Brück“
Das Aquarell von Wilhelm Merck (reproduziert) ist eine Wiedergabe der Auerbacher Örtlichkeit „Partie an der Krone“ gemalt 1816. Die ursprüngliche Straßenbrücke an der Krone wurde im Jahr 1773 durch eine Unwetterkatastrophe mit starker Flut niedergerissen.
 
Da die Brücke für Passage von Postgütern und entbehrlich war, wurde sofort mit den Aufbauarbeiten begonnen.
 
Der Maler Wilhelm Merck wurde am 27. 8. 1782 als Sohn des Kriegsrats Johann Heinrich Merck und seiner Gattin Luise geb. Chabonnier in Darmstadt geboren. Er malte eine Auswahl von Landschaften, meistens Aquarelle von Darmstadt und der näheren Umgebung und den Odenwald.